Bitte mehr Dialoge wagen!

Uncategorized Feb. 12, 2018

Dialog nicht ohne Sophie

Enthaltsamkeit ist keine meiner starken Tugenden. Gerne ein Glässchen Wein ab Abend und manchmal auch zwei kleine Bierchen. Rauch gabs bei mir früher auch – heute sind mir meine Lungen dafür zu schade. Aber was mich schafft und mich zum geduldigen warten verdammt ist meine Sophie. Normalerweise kann sie Sie fast ohne Ende schwurbeln, lässt niemanden mehr zu Wort kommen. Oder Sie bricht schon mal wechselseitig entweder in lautes Heulen oder aber in infernales Fluchen aus. Jetzt aber schweigt sie schon seit zwei Wochen – und das macht mich fertig!

Manfred Kröber

Heute hat völlig unerwartet einer der OB-Kandidat der Freiburger Grünen angerufen. Wir kennen uns aus früheren Philocafé-Zeiten. Er stellt sich als grüner OB-Kandidaten neben den anderen grünen Kandidaten, weil er „innerhalb des grünen Spektrums genügend Platz für eine sinnvolle und inhaltlich klar abgrenzbare weitere Bewerbung“ sieht. Während wir am Telefon über seinen bevorstehenden öffentlichen Wahlkampfauftakt sprechen (Mo. 19. Februar, 20:15 im „La Pepa“, Moltkestraße 27) ist er volles Roh offenes Ohr. Wenn ich von meinen Kindern, meinem Job oder meinem Hausprojekt rede nehme ich ihn verständnislos wahr, fühle mich als Zeitdieb, aber nicht missbilligt.

Dialektische Auflösung unmöglich

Zur Beruhigung von Menschen denen es ähnlich wie Manfred Kröber geht hat Martin Buber sicherlich irgendwo geschrieben, dass die immer währenden Widersprüche zwischen den Menschen nicht letztgültig aufzuheben sind. Dass wir also im Gegensatz zur Annahme nicht wenig prominenter logischer Dialektiker (z.B. Hegel, Marx, Kant) gar nicht zu letztgültigen Schlüssen gelangen können, weil die Schlüsse sich in Laufe unserer Dialoge immer wieder neu und auf vormals unvorhersehbare Weise einstellen. Ich bin gespannt darauf wie Manfred in der Lage sein wird die Diskussionen immer wieder neu inhaltlich mitzuprägen.

Praktische Nutzanwendungen der Dialogosophie

In Folge der Buberschen Einsichten hat die Gestalttherapie postuliert, dass in Dialoge immer auch unbearbeitete Ereignisse aus der Vergangenheit auf ihre je eigne Art und Weise ihre Antworten mit einfließen lassen. Daran knüpft Schulz von Thun an, bei dem ein und dieselbe Nachricht außer dem Vergangenen stets noch viel mehr Botschaften gleichzeitig enthält (vgl. von Thun 2008: Miteinander reden. S. 26 Rowohlt). Ob und wie wir dieses Botschaften wahrnehmen und interpretieren, was wir daraus in unserem eigenen Beitrag machen, bleibt eine Frage innerer Einstellung und Glaubens. Lasst uns darüber mal in einen Dialog treten!

Von NilsA

2 Gedanken zu “Bitte mehr Dialoge wagen!”
  1. Lieber Nils

    Herzlichen Dank für deine Einladung zum Philo-Café. Martin Buber bleibt wieder zu entdecken, gerade im Zusammenhang mit der Versöhnung zwischen Israel und Palästina.

    Einer der interessantesten Denker unserer Zeit, Michael Löwy, hat sich seit langem mit Buber beschäftigt. Er sieht ihn auch als originalen Denker des Sozialismus. Mehr dazu findest du im Aufsatz «Martin Bubers Sozialismus: Die neue Gemeinschaft».

    Leider kann ich nicht kommen. Wir sind, wie du weisst, in Davos und geniessen dort die fantastische Kulisse der winterlichen Atmosphäre.

    Ich hoffe, dass wir uns bald wieder begegnen. Alles Gute.

    Hector

    1. Hallo Hector,

      danke für den Literaturhinweis. Ich kann jedoch an den Text nicht so einfach drankommen.
      Ich möchte jedoch meinerseits auch einen Literaturhinweis los werden. Der Gestalttherapeut Erhard Doubrawa hat einen interessanten Text veröffentlicht mit dem Titel: Die Politik des Ich-Du. Der Anarchist Martin Buber. http://www.gestalt.de/doubrawa_buber.html

      Dass Du am Philocafé nicht teilnehmen kannst ist natürlich schade zumal Du dann keine Atmosphäre schnuppern kannst bevor Du selbst zum Thema „Mangel“ einleiten wirst. Aber sofern ich könnte würde ich jederzeit mit Dir und Deiner Reise nach Davos tauschen. Ich finde es absolut verzeihlich, wenn Du die Reise antrittst und wir uns dann halt später wieder sehen.

      Herzlicher Gruß,
      Nils

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